Wer die Rose in Weggis zum Erblühen brachte
Mit viel Stolz und Vorfreude dürfen wir dieses Jahr zum 90. Rosenfest einladen.
Anlass genug, uns auf eine Zeitreise durch die Gründungsjahre unseres geliebten Rosenfests zu begeben. Für eingefleischte Rosenfest-Fans dienen diese Informationen zur Auffrischung – alle anderen erhalten einige spannende Einblicke in die Entstehung eines der traditionsreichsten Feste der Zentralschweiz.
Aufbruchsstimmung und Ideenreichtum
Es war einmal, in den späten 1920er Jahren, als in Weggis eine Bande junger Idealisten auftauchte. Diese Jungs waren nicht nur da, um die örtliche Vereinsszene aufzumischen, nein, sie hatten Grosses vor! Inspiriert von ihren Abenteuern im Ausland und ihrer Liebe zur Heimat beschlossen sie, etwas Aussergewöhnliches für ihre Gemeinde auf die Beine zu stellen.
Sie sahen die Notwendigkeit, die Attraktivität ihres Heimatorts zu steigern, sowohl für die Bewohner als auch für die Touristen, die allmählich die Region entdeckten. Dabei war ihr Ansatz nicht nur auf kommerzielle Gewinne ausgerichtet, sondern auch darauf, das kulturelle Erbe zu bewahren und weiterzuentwickeln.
Die Rose: Ein Symbol der Liebe und Schönheit
Die Inspiration für das Rosenfest kam nicht aus dem Nichts. Fred Dolder, einer der Gründer des Festes, erinnerte sich an den Zauber des Narzissenfestes in Montreux, das in den „Goldenen Zwanzigern“ mit seinem Glanz und seiner Pracht die Menschen begeisterte. Doch Weggis sollte nicht bloss eine Kopie sein. Es sollte eine eigene Persönlichkeit entwickeln, geprägt von Schönheit und Kultur.
Warum ausgerechnet die Rose? Für Fred Dolder war es eine intuitive Entscheidung, gewachsen aus Kindheitserinnerungen an die duftenden Rosen in den Gärten von Weggis. Die Rose symbolisierte nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch die Verbundenheit mit der Geschichte und Tradition des Ortes.
Die Geburt des Rosenfests: Ein Akt des Widerstands
Die Idee, Weggis in ein blühendes Rosendorf zu verwandeln, stiess zunächst auf Skepsis. Die „Alten“ im Dorf schüttelten den Kopf über die Pläne der Jungspunde. Doch statt aufzugeben, tarnten sie sich als der „Klub der Harmlosen“ und planten im Verborgenen ihre revolutionären Ideen.
Der Klub war ein bunter Mix aus unterschiedlichen Persönlichkeiten: vom aufstrebenden Geschäftsmann über den leidenschaftlichen Musiker bis hin zum begeisterten Hobbygärtner. Doch sie alle teilten die gleiche Vision: ihr geliebtes Weggis aus dem Dornröschenschlaf zu holen.
Die Geburt des „Klubs der Harmlosen“
Mit sieben jungen Männern begann alles, später stiessen noch zwei „Auswärtige“ hinzu. In endlosen Diskussionen und Debatten über die Zukunft ihres Heimatorts und die Möglichkeiten zur Förderung von Kultur und Tourismus formten sie ihre Visionen.
Mit nur ein paar Franken in der Tasche, aber einem ganzen Ozean voller Enthusiasmus, wagten sie den Sprung. Sie gründeten die erste Amateur-Jazzband der Schweiz und finanzierten damit ihre ersten Events. Tanzbälle und Konzerte liessen das Dorf aufleben, und allmählich begannen ihre Ideen Früchte zu tragen.
Es war nicht leicht, die Zustimmung der traditionell eingestellten Bewohner für ihre unkonventionellen Ideen zu gewinnen. Doch mit jeder erfolgreichen Veranstaltung wuchs auch die Akzeptanz und Unterstützung in der Gemeinschaft und so gewannen sie schliesslich die Herzen ihrer Mitbürger für ihre verrückten Ideen.
Die Entwicklung des Rosenfests
Die Idee eines Rosenfests entstand aus der Liebe zur Natur und der Erinnerung an vergangene Zeiten, als Weggis für seine Rosenpracht bekannt war. Das Rosenfest sollte nicht nur eine touristische Attraktion sein, sondern auch die Rosenzucht in der Region fördern. Es war ein Fest für die ganze Gemeinschaft.
1926 war es soweit: Das erste Rosenfest wurde im Hotel Post organisiert. Es war ein bescheidener Anfang, aber die Resonanz war überwältigend. Bald darauf folgten Jazz-Bälle und Konzerte, die das Dorf zum Leben erweckten.
Nach und nach gelang es ihnen, genug Geld anzusparen, um ihr lang ersehntes Rosen- und Kinderfest zu realisieren. In Erinnerung an den ersten Blumenkorso im Juni 1931 erzählt Fred Dolder, wie fleissige Männer und Frauen aus Weggis dazu beitrugen, das Fest zu einem vollen Erfolg zu machen. Von diesem Zeitpunkt an war der Zauber gebrochen, und die Leute glaubten an die Seriosität des „Klubs der Harmlosen“.
Und so wurde das Rosenfest zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Lebens in Weggis. Die Wahl der Rosenkönigin und das prächtige Feuerwerk hoch über der Weggiser Bucht wurden zu jährlichen Höhepunkten, welche die Menschen aus nah und fern anzogen.
Die Konsolidierung und Weitergabe des Erbes
Aber wie das so ist, die Zeiten ändern sich. Mit zunehmendem Alter und neuen Verpflichtungen der Mitglieder wurde es immer schwieriger, den Klub der Harmlosen aufrechtzuerhalten. 1937 übergab der „Klub der Harmlosen“ die Organisation des Rosenfests an den Kurverein um sicherzustellen, dass ihr Erbe weiterlebt.
Es war ein emotionaler Abschied, aber die Mitglieder des Klubs waren sich einig, dass das Rosenfest in guten Händen war. Sie hatten eine Bewegung ins Leben gerufen, die grösser war als sie selbst und sie konnten stolz darauf sein, dass ihr Erbe weiterlebte.
Symbol für Gemeinschaftssinn
Und so lebt die Geschichte des Rosenfests von Weggis weiter. Ein Symbol für die Kraft der Gemeinschaft und den Ideenreichtum junger Menschen, die bereit sind, sich für ihre Heimat einzusetzen. Das Rosenfest ist nicht nur ein Fest der Rosen, sondern auch ein Fest der Erinnerungen und der Verbundenheit mit der Geschichte und Tradition von Weggis. Es zeigt, dass mit Mut, Kreativität und Zusammenhalt Grosses erreicht werden kann.
Die Geschichte des Rosenfests von Weggis ist ein wundervolles Beispiel dafür, wie eine Handvoll Menschen mit Vision und Entschlossenheit einen positiven Wandel in ihrer Gemeinschaft bewirken können.
Also, haltet die Rosen bereit und die Tanzschuhe parat – vom 5. bis 7. Juli 2024 feiern wir gemeinsam das 90. Rosenfest und schreiben die Geschichte weiter.
Wir freuen uns!
Verein Rosenfest Weggis
Quellen:
Rosenfest Weggis, Text von Fred Dolder, 10. Juni 1958
«Wie die Rose nach Weggis kam», Text von Bruno Weingartner, 1. Juni 2004